Kerzen und Feinstaub – die unsichtbare Gefahr in Ihrer Wohnung
Sind Kerzen ungesund?
Sobald die Tage kürzer werden, wächst unser Bedürfnis nach Wärme und Geborgenheit. Die Kerzenzeit beginnt! Die archaische Faszination des Feuers sitzt tief in uns Menschen. Wer keinen Kamin besitzt, arrangiert sich mit der kleinen Schwester der großen Flamme: Kerzen verzaubern jedes Zimmer und schaffen eine wunderbar heimelige Stimmung. Doch leider vertragen sich die Lichter mitunter nicht so gut mit einem gesunden Raumklima.
Kerzen werden aus Paraffin, Stearin und Bienenwachs hergestellt. Paraffin zählt zu den wichtigsten Kerzenrohstoffen und wird aus Erdöl gewonnen. Stearin hingegen basiert auf pflanzlichen und tierischen Fetten.
Der gesündeste, aber auch teuerste Kerzenrohstoff ist Bienenwachs. Das Wachs wird durch den Docht aufgesaugt und unter Nutzung von Sauerstoff in einer Flamme verbrannt. Wie bei jedem anderen Verbrennungsvorgang auch bleiben Schadstoffe zurück, die an die Luft abgegeben werden. Dazu zählen neben dem gefährlichen Kohlenmonoxid auch Ruß und Feinstaub.
Kerzen rufen eine gemütliche Wohnatmosphäre hervor, ihre Auswirkungen auf die Raumluft sind allerdings nicht zu unterschätzen.
Einfluss von Kerzen auf die Raumluft
Hartnäckig hält sich der Glaube, dass durch das Aufstellen von Kerzen die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung gesenkt und so Schimmelbildung vorgebeugt wird. Es stimmt zwar, dass durch die Flammen die Umgebungstemperatur steigt und so theoretisch mehr Feuchtigkeit in der Luft gebunden wird.
Damit dieser Effekt aber spürbar zum Tragen kommt, müssten Sie mehrere Hundert der brennenden Lichter in der Wohnung verteilen. Kerzen für eine optimale Luftfeuchtigkeit einsetzen und somit das Raumklima verbessern zu können, ist beim normalen Gebrauch von Kerzen schlichtweg ein Irrglaube.
Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Alle Kerzen verbrauchen während des Abbrennens nicht nur Sauerstoff, sondern verunreinigen die Raumluft auch. Selbst die beliebten Duftkerzen bilden hier keine Ausnahme. Der Verbrennungsvorgang ist der gleiche und bedingt nun einmal eine erhöhte CO2-Konzentration.
Hauptverantwortlich für die Bildung des an sich ungiftigen Gases in Innenräumen ist zwar die Atmung des Menschen, man darf die Auswirkung von offenem Feuer, und seien es auch nur kleine Teelichter, dennoch nicht unterschätzen.
Regelmäßiges Lüften reduziert Feinstaub und CO2
Das Healthy Homes Barometer 2022 ergab eindeutig: „Lüften des Gebäudes“ gilt als zweitwichtigstes aller Gesundheitskriterien. Dennoch gibt es bei der Luftqualität in europäischen Gebäuden noch viel Luft nach oben. Warum ist das so? Ein Grund ist: Menschen müssen atmen. Beim Ausatmen entsteht nun einmal CO2, genauso wie durch Rauchen, Gasherde, Öfen ohne Kaminanschluss und eben auch durch unsere geliebten Kerzen.
Weiteres berichtet der renommierte österreichische Innenraumanalytiker DI Peter Tappler von IBO Innenraumanalytik:
„Unsere modernen, dichten Gebäudehüllen, die praktisch keinen unkontrollierten Luftaustausch mehr zulassen, sind – so paradox das auch klingen mag – eine Herausforderung für unsere Wohngesundheit. Regelmäßiges Lüften ist unerlässlich – umso mehr, als man auch die menschliche Anpassungsfähigkeit berücksichtigen muss: Man gewöhnt sich einfach an schlechte Luft und merkt die mindere Qualität erst, wenn man den Raum verlässt und nach einiger Zeit erneut betritt.“
Die Folgen können neben der Beeinträchtigung von Konzentration und Leistungsfähigkeit auch Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schleimhautreizungen sein. Peter Tappler verrät die Lösung: „Frischluft, Frischluft und nochmals Frischluft!“
Öffnen Sie einmal pro Stunde oder zumindest alle zwei Stunden Dachfenster und Balkontüren und sorgen Sie für Durchzug, ganz nach der Devise „kurz und effektiv“. Achtung: Die Kerzen dabei am besten kurzzeitig löschen.
Fogging durch Kerzen
Fogging ist ein Phänomen, bei dem die Wände in den Ecken von Wohnräumen plötzlich schwarz werden. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die zu diesem Problem führen, wie:
- Ausgasung von Kunststoffen in Laminat-Fußböden
- Ausgasung von Weichmachern in Fußbodenklebern
- Absonderung von Schwarzstaub durch Farben
Doch auch die intensive Verwendung von Kerzen trägt zu Fogging bei. Die Ablagerungen sehen nicht nur unschön aus, sondern sind ebenfalls ein Gesundheitsrisiko.